Fragen & Antworten
Was ist Karma?
Eigenverantwortung – Ursache und Wirkung
Karma ist ein zentraler Begriff im Buddhismus. Er bedeutet nicht vorbestimmtes Schicksal, sondern das Zusammenwirken von Ursache und Wirkung: Jeder ist für sein eigenes Leben verantwortlich. Jede Handlung hat irgendwann eine Wirkung zur Folge, die der Handlung entspricht – wir säen also selber die Samen für unsere Zukunft, für Glück oder Leid. Dieses Verständnis ermöglicht es, durch Einstellungen und bewusstes Handeln Eindrücke im Geist aufzubauen, die zu Glück führen und künftiges Leid vermeiden. Buddha kann auch nur Ratschläge dazu geben.
Damit hängt jedoch keine gleichgültige Einstellung gegenüber dem Leid anderer zusammen, denn ein Buddhist geht davon aus, dass alle Menschen ständig aus dem Streben nach Glück heraus handeln. Der Grund für leidbringende Handlungen wie Töten, Stehlen, sexuellem Missbrauch oder Betrügen liegt darum nicht in etwaiger “Bosheit”, sondern darin, dass sich die Handelnden der Gesetzmässigkeit von Ursache und Wirkung nicht bewusst sind.
Wer Leid erlebt, hat sich also die Ursachen dafür in der Vergangenheit selbst geschaffen. Dies ist jedoch aus Unwissenheit geschehen und kann jetzt nicht mehr rückgängig gemacht werden. Darum sollte ein Buddhist aus tiefem Mitgefühl unvoreingenommen und couragiert helfen, wo immer es möglich ist. Im Vajrayana kann Karma, das noch nicht in Form von Erlebnissen reif geworden ist, verändert werden: positives Karma kann man verstärken, negatives abbauen.
Tod und Wiedergeburt?
Im Buddhismus geht es um die Erkenntnis, dass man nicht der eigene Körper ist, sondern diesen hat und ihn darum möglichst sinnvoll – wie ein Werkzeug – nutzen sollte. Was man als „Selbst“ erlebt, ist in Wirk-lichkeit nichts anderes als ein unzerstörbarer und unbegrenzter Strom von Bewusstsein.
Im Moment des Todes verlässt das Bewusstsein den sterbenden Körper, um sich – gesteuert durch unbe-wusste Eindrücke im Geist, also Karma – nach einer bestimmten Zeit wieder mit einem neuen Körper zu verbinden. Daher ist Sterben für einen Buddhisten in letzter Konsequenz etwas ähnliches wie „Kleider wechseln“.
Erleuchtete sind nicht mehr von diesem Prozess abhängig. Sie können den Sterbevorgang bewusst steuern, um eine Wiedergeburt zu erlangen, in der sie für möglichst viele Menschen nützlich sind. Im Diamantweg lässt sich zusätzlich durch die Meditation des bewussten Sterbens (tib.: Phowa), die während des natürlichen Sterbeprozesses durchgeführt wird, das Bewusstsein in einen befreiten Zustand überführen.
Die buddhistische Lehre enthält genaue Beschreibungen über den Verlauf des Sterbens, den Tod und den Zustand zwischen Tod und Wiedergeburt.
Welche buddhistische Schule entspricht mir?
Buddhas Lehre ist frei von Dogmen und starren äusseren Regeln. Sie bietet vielfältige Mittel, Leben und Meditationspraxis zu verbinden und ermöglicht geistige Entwicklung für unterschiedlich eingestellte Menschen mit verschiedenen Bedürfnissen und Möglichkeiten. Niemand muss z.B. auf ein erfülltes Liebesleben oder massvollen Alkoholkonsum verzichten oder Vegetarier werden. Welche buddhistische Schule/Richtung einem am besten entspricht, merkt man selber daran, wie wohl man sich mit dem Stil einer Gruppe oder mit einer bestimmten Meditationsform fühlt. Es ist also durchaus sinnvoll, mal in verschiedene Schulen/Richtungen «reinzuschnuppern» und sich dann auf das eigenes Gefühl zu verlassen.
Buddhismus kennt keinen Absolutheitsanspruch. Alle Schulen sind gleichermassen Vehikel, die keine Wahrheit an sich verkörpern, aber einen Weg anbieten, der die Erfahrung der nichtbeschreibbaren, letztendlichen Ebene (sansk. Dharmakaya, dt. Wahrheitszustand) ermöglicht. Gemäss buddhistischer Sicht der Bedingtheit aller Dinge gibt es auch keinen absolut «besten» oder «wahrsten» geistigen Weg – es gibt immer nur den am besten geeigneten für eine bestimmte Person.
Worin unterscheiden sich die buddhistischen Richtungen?
Buddha gab Belehrungen für drei verschieden eingestellte Arten von Menschen. Wer Leid vermeiden und einen befreiten Geisteszustand erlangen wollte, bekam Auskunft über Ursache und Wirkung. Wer mehr für andere tun wollte, hörte zusätzlich Belehrungen über Mitgefühl und Weisheit. Wenn Leute starkes Vertrauen in ihre eigene Buddhanatur hatten, zeigte Buddha sich in Formen von Licht und Energie oder vermittelte seine erleuchtete Sicht von der Natur des Geistes (»Mahamudra«). Diese dritte Ebene buddhistischer Belehrungen heisst »Diamantweg« oder »Vajrayana«. Die Vajrayana-Belehrungen sind durch die Schulen des Zen und Shingon und in Tibet hauptsächlich durch die Nyingma-, Sakya- und Karma Kagyü-Linien überliefert worden.
Welches sind die Grundlagen von Buddhas Lehre?
Buddha erklärt, “wie die Dinge sind”, wie die Welt funktioniert, was letztendlich wirklich und was bedingt ist. Dieses Verständnis ermöglicht das Erleben dauerhaften Glücks.
Die Vier Edlen Wahrheiten bilden den Kern seiner Lehre:
- Solange der Geist seine Natur nicht erkannt hat, gehört zum Leben zwar Freude, aber immer auch Leid. Zumindest Alter, Krankheit und Tod sind unvermeidbar und werden als unangenehm erlebt.
- Es gibt bestimmte Ursachen, warum der Geist seine wahre Natur nicht erkennt, und deshalb leidet.
- Jeder kann die Natur seines Geistes erkennen und erleuchtet werden.
- Es gibt praktische Mittel und einen Weg, um das zu erreichen.
Zum Aufbau von Wissen und Einsicht kommt die Meditation als das praktische Mittel, um dauerhaftes Glück zu erreichen – sie macht das Verstandene zur eigenen Erfahrung. Sinnvolles Verhalten und eine selbstbefreiende Sichtweise ergänzen diesen Weg der völligen Eigenverantwortung (siehe Karma – Ursache und Wirkung).
Der Buddhismus entwickelte sich vom historischen Buddha aus zu einer Weltreligion mit einer ununterbrochenen Überlieferung, tolerant und ohne Absolutheitsanspruch. Dabei kennt Buddhas Lehre keine Dogmen, nichts muss geglaubt werden. Ihr Ziel ist die volle Entfaltung.
Was ist Diamantweg-Buddhismus der Karma Kagyü Linie?
Die Karma Kagyü Linie gehört zu einer der vier grossen buddhistischen Schulen Tibets. Als Linie der direkten mündlichen Überlieferung legt sie besonderen Wert auf Meditation und die Anleitung durch einen Lehrer.
Die Karma Kagyü Linie hat ihren Ursprung beim historischen Buddha und entwickelte sich zu einem praktischen Erleuchtungsweg in Indien und Tibet. Vor rund 1000 Jahren prägten buddhistische Meister (Mahasiddhas) wie Naropa und Maitripa sowie die bekannten Verwirklicher (Yogis) Marpa und Milarepa die Ursprünge unserer Linie.
Seit dem 12. Jahrhundert hat die ununterbrochene Reihe der Karmapa-Wiedergeburten diese Übertragungslinie erhalten. So gilt der zweite Karmapa als erster bewusst wiedergeborener Lama Tibets. Seitdem sind die Karmapas das Oberhaupt der Karma Kagyü Linie und bis heute verantwortlich für ihren Fortbestand.
Was ist ein Buddhist?
Was ist Buddhismus?
Wer war Buddha?
Buddha bedeutet wörtlich „der Erwachte“. Jemand, der alle Schleier im Geist vollkommen gereinigt und alle Qualitäten, besonders die Allwissenheit, vollständig entfaltet hat (Buddhaschaft). Der Buddha unserer Zeit ist der historische Buddha Sakyamuni.
Er wurde als Siddhartha Gautama, wurde etwa 560 v. Chr. in Lumbini, nahe der Stadt Kapilavastu (im heutigen Nepal) geboren und starb im Alter von 80 Jahren.
Er entstammte dem Adelsgeschlecht der Sakyer (daher die Bezeichnung Buddha Sakyamuni) und verbrachte eine unbeschwerte Jugend im materiellen Überfluss, heiratete mit 16 Jahren und hatte einen Sohn.
Mit 29 Jahren verläßt er die Palastanlage seiner Familie und begegnet dabei zum ersten Mal einem Greis, einem Schwerkranken und einem Toten. Nun weiß er, dass Alter, Krankheit und Tod unausweichlich mit dem menschlichen Leben verbunden sind. Die ihm bislang selbstverständlichen Vergnügungen verlieren ihren Reiz und er beschließt, von jetzt an die Grundlage für nicht vergängliches, dauerhaftes Glück zu suchen.
Nach sechs Jahren voll vergeblicher Versuche, dies zu erreichen – ob durch Askese oder die Auseinandersetzung mit den besten Philosophien seiner Zeit -, setzt er sich in der Nähe des heutigen Bodh-Gaya unter einem Feigenbaum nieder und verspricht, nicht wieder aufzustehen, bevor er sein Ziel erreicht hat. Schließlich erkennt er in tiefer Meditation das Wesen des Geistes und wird damit erleuchtet, also ein Buddha, ein „vollkommen Erwachter“.
Von nun an lehrt er 45 Jahre lang, gründet einen Mönchs- und einen Nonnenorden und gewinnt viele Laienanhänger. Er stirbt mit 80 Jahren und empfielt kurz vor dem Tod seinen Anhängern, seiner Lehre nicht blind zu folgen, sondern alles anhand der eigenen Erfahrung zu überprüfen.